Ideen zu einer Maiandacht
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Ideen zu einer Maiandacht

Marienverehrung – persönliche Gedanken

In der Wohnung meiner Großeltern gab es ein zugemauertes Fenster über dem Spülstein. Aus einem echten Fenster war dort eine Mauernische entstanden, als das Haus einen Anbau bekam. Dort stand eine kleine Marienstatue, hellblau, erhaben, eine Mutter Gottes mit stolzem Blick. Meine Großmutter hatte die Figur von einer der wenigen Reisen in ihrem Leben mitgebracht. Dass Spülmittel-Flasche, Scheuerpulver-Dose und ein ausrangierter Milchtopf direkt neben ihr standen, hat ihrer Würde keinen Abbruch getan. Einer Göttin gleich thronte Maria in ihrer Fensternische über allem und war gleichzeitig fest in unseren Alltag eingebettet.

Diese Marienfigur begleitet meine Familie. Nach dem Tod meiner Eltern habe ich sie bei der Auflösung der Wohnung mitgenommen. Jetzt steht sie auf einem Bücherschrank im Arbeitszimmer. Wieder ist sie umgeben von Arbeit und Alltag; Bücher, Unterrichtsmaterial und Computerzubehör haben Spülmittel, Schuerpulver und Milchtopf ersetzt. So steht diese Marienfigur gleichzeitig für Kontinuität und für Wandel und ganz besonders für Heimat.

Wer war Maria, wer ist Maria, wer ist Maria für uns – das ist die Frage, die unsere Marienfigur mir stellt, die uns eigentlich jede Marienfigur stellt. Ihre Gestalt mit dem Jesuskind auf dem Arm, das in seiner Armhaltung die Kreuzigung schon ahnen lässt, gibt unterschiedliche, geradezu widersprüchliche Hinweise und spitzt die Frage zu: Wen verehren wir, wenn wir auf eine Mariendarstellung schauen und das Gegrüsset-seist-du-Maria beten?

Die Mariendarstellung mit dem wallenden, fließenden Gewand zeigt auf Gottes weiche Seite, ganz gleich, ob wir sie nun väterlich oder mütterlich nennen wollen. Stellvertretend für Gott trägt Maria das göttliche Menschenkind, so wie unser Ich-bin-bei-dir-Gott Jahwe uns alle trägt. Ganz gleich, ob wir ihn sehen, hören, spüren – er trägt uns. „Fürchte dich nicht“, das hat Gott durch seinen Engel Maria angeboten1) und sie hat dieses Angebot angenommen. Gottes Angebot „Fürchte die nicht“ gilt für uns alle – Maria hat diese Botschaft stellvertretendend für uns gehört. Die meisten Mariendarstellungen sind Bild dieser Botschaft.

Anders als die Mehrzahl der Mariendarstellungen versinnbildlicht das Kreuz dagegen die herausfordernden, provozierenden, vielleicht auch Angst auslösenden Anteile von Jesu Botschaft. Das Kreuz als Symbol macht Angst- und Schmerzensschreie geradezu hörbar. Jesus hat den Menschen gleichzeitig Angst und Mut gemacht – letztlich gehört ja beides immer untrennbar zusammen. Jesus hat uns aufgefordert, uns dem Leben zu stellen. Er hat Stellung bezogen für die Menschen, gerade für die im und vom Leben Benachteiligten – in Worten, in sichtbaren Zeichen, durch seine Taten. Der Entschluss, ihm auf diesem Weg nachzufolgen, weckt naturgemäß Ängste, ist gefährlich und braucht Mut.

Da ist es wohltuend, manchmal den Blick auf Maria richten zu können und an das zu denken, was der Engel ihr gesagt hat: „Fürchte dich nicht, Mensch, denn du hast bei Gott Gnade gefunden.“ Und wir dürfen frei nach Lukas2) antworten: „Siehe, ich bin deine Magd, ich bin dein Knecht. Mir geschehe, wie du es beschlossen hast.“

Und wo ich mich nicht fürchten muss, wo ich sein darf, wer ich bin, wo ich die für den Alltag notwendigen Rüstungen ablegen darf, da ist Heim und Heimat.

Marias Geschichte erzählt davon, dass uns Glaube und Gebet Heimat geben können, und sie erinnert uns daran, dass Gott eine ewige Heimat für uns bereit hält. Der Blick auf Maria kann helfen, die Sicherheit zu gewinnen, dass Gott uns schon im Leben einen Blick auf das Licht der Auferstehung und unsere ewige Heimat gewähren möchte.

Fürbitten: Maria, gib uns ein Heimat – auf Erden und im Himmel

V: Bei der Hochzeit zu Kana ist Maria Mittlerin zwischen den Menschen und ihrem göttlichen Sohn Jesus gewesen. Sie hat den Worten der Bittenden Gehör verschafft.

A: Guter Gott, mache jedes Bild von Maria für uns zu einer Erinnerung daran, dass wir Gott im Gebet um alles bitten dürfen, um die kleinen Dinge des Alltags ebenso wie um existentiell Wichtiges.

V: Maria hat gewusst, dass ihr Sohn ein ganz besonderer Mensch und auch Gottes Sohn war. In der Bibel wird berichtet, wie schroff er sich ihr gegenüber manchmal zeigte, wenn sie eine Bitte oder einen Wunsch aussprach.

A: Guter Gott, gib allen Eltern den Mut, das Besondere in ihren Kindern zu sehen und immer die richtigen Worte – manchmal großzügig und manchmal streng – zu finden.

V: Unsere Pfarrgemeinde fühlt sich in besonderer Weise der Gottesmutter verbunden. Das darf uns auch eine besondere Verpflichtung sein.

A: Guter Gott, stärke uns, die Gemeindemitglieder unserer Pfarrei , dass wir unsere Gemeinde zu einer Heimat für alle machen, die Gott suchen und an ihn glauben.

V: Jesus hat mit seinen Eltern Maria und Josef die Flucht vor Herodes überlebt. Sie haben den Weg zurück in ein normales Leben gefunden. Das konnte nur gelingen, weil es Menschen gab, die den Mut hatten, sich der Flüchtigen anzunehmen und sie mit Unterkunft und Nahrung zu versorgen.

A: Lass uns das Schicksal der Flüchtlinge, die unser Land erreichen, mit offenen Augen anschauen und gib uns die Bereitschaft, zuzuhören, wenn sie von ihrem Schicksal berichten.

V: Vieles in der Bibel deutet darauf hin, dass Maria ihrem Sohn zusammen mit seinem Jüngern durch das Land gefolgt ist. Ganz sicher wird auch sie sich in dieser Wanderzeit nach Heim und Heimat gesehnt haben.

A: Guter Gott, lass uns bereit sein, unsere Heimat mit denen zu teilen, die ihre Heimat verlassen mussten – dass es unsere Heimat bleibt und ihre Heimat werden kann.

V: Wir, die Menschen, haben nur eine Heimat in den Weiten des Weltalls: unsere Erde, diesen wunderschönen Planeten.

A: Guter Gott, lass uns Christen für einen achtsamen Umgang mit deiner Schöpfung eintreten, bei dem allen Menschen zuteil wird, was sie zum Leben brauchen.

V: Maria ist, so sagt unser Glaube, mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren. Trotz allem Schweren, aller Angst und allem Leid in ihrem Leben ist sie heil geblieben. Viele Mariendarstellungen zeigen das, indem sie Maria als aufrechte, schöne Frau mit schwingendem Gewand zeigen.

A: Guter Gott, lass uns in unserem Glauben Heimat finden, dass wir helfen, den Plan Gottes zu verwirklichen, der uns als seine Kinder, die er über alles liebt, geschaffen hat.

Einführung in das marianische Gebet3)

Schon zu Jesu Lebzeiten, spätestens seit der Hochzeit von Kana haben Menschen Maria als Mittlerin in Anspruch genommen, wenn es darum ging, Sorgen und Wünsche an Jesus heran zu tragen.

Bereits im frühen Christentum entwickelte sich im Rahmen einer besonderen Hochschätzung für Märtyrer, Asketen und Heilige vereinzelt auch eine besondere Verehrung Marias. Das lässt sich heute noch in einigen außerbiblischen Texten der frühchristlichen Zeit nachlesen, die sehr beliebt waren. Diese sogenannten apokryphen Texte beeinflussten auch die Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche.

431 n. Chr. wurde Maria durch das Konzil von Ephesus der Titel Gottesgebärerin zuerkannt. Dabei ging es ursprünglich weniger um die Frage, wer Maria war, sondern vielmehr um die Frage, ob Jesus von Nazareth Gottes Sohn war. Die Bezeichnung Marias als Gottesgebärerin oder Gottesmutter sollte klarstellen, dass Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott war.

Die Christen der späteren Jahrhunderte haben in Maria die Königin der Christen und himmlische Mittlerin gesehen; sie haben in den Bitten an diese himmlische Mittlerin Mut und Glauben gefunden. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich so eine intensive Marienverehrung mit den Marienwallfahrtsorten als besonderen Zentren. Die Figur der Maria erlaubte und erlaubt vielen Frauen und Männern, Trost zu finden in einem Leben, in dem das Kreuz des eigenen Lebens sehr schwer auf den Schultern lastet.

Anmerkungen und Quellenhinweise

Die hier skizzierten Ideen wurden für eine Maiandacht im Jahr 2019 zusammengestellt und dort auch verwendet.

1) Lukas 1, 30. Einheitsübersetzung 2016, abgerufen am 01.05.2025 unter: https://www.bibleserver.com/EU/Lukas1,30.
2) Lukas, 1, 38: "Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel." Einheitsübersetzung 2016, abgerufen am 30.04.2025 unter: https://www.bibleserver.com/EU/Lukas1,38.
3) Zu den Ausführungen in diesem Kapiel vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marienverehrung, Abruf vom 30.04.2025.

Weitere Internetquellen zum Thema Maiandacht: